Am Dienstag, den 17.Dezember passierten wir mit unserem bis unters Dach beladenem Kleinbus 6.30 Uhr die Grenze in Seifhennersdorf. Der deutsche Posten war unbesetzt, die tschechischen Zöllner empfingen uns freundlich. Mit einem kritischen Blick auf die kostbare Ladung und unser Begleitschreiben entließen sie uns mit netten Worten. Dann begann die Fahrt in den Winter.
Schon nach wenigen Kilometern sank das Thermometer unter Null Grad. Noch war es dunkel, es begann zu schneien. Erst nach Duba färbte sich er Himmel heller. Sehr vorsichtig bewegte sich unser Bus. Dieses Tempo war er nicht gewöhnt. Aber die im Graben liegenden Autos und ihre gerade herauskrabbelnden Fahrer waren uns Warnung genug. So kamen wir auch pünktlich – wie verabredet – 9.56 Uhr in Prag in der Prokopova 18 in der Diakoniestation bei unserer Freundin an. Ein Kaffee weckte unsere Lebensgeister neu und dann ging es in den Stadtteil Karlin.
Überall im Stadtviertel sah man bis in 3 Meter Höhe an den Häusern die Spuren des Hochwassers. Angekommen, öffneten wir das große Tor und betraten das ehemalige Kloster, jetzt Herberge der Hauswirtschaftsschule und des Kindergartens. Gleich rechts sahen wir in die kleine Kirche des Gebäudekomplexes – ohne Fußboden und Gestühl, die Wände weit hoch abgehackt, belegt mit Baumaterial. Beide Leiterinnen empfingen uns, und wir durften einen Blick in die Behelfsschulräume mit eifrigen Mädchen werfen und durch den Kindergarten gehen. Überall adventliche Atmosphäre.
Und dann der Gang im Erdgeschoß durch die vor kurzem modernisierte Schule! Die schönen Deckengewölbe in frischen gelben Farben sind das, was davon geblieben ist. Auch die Wände ohne Putz, keine Fußböden, überall freiliegende Leitungen, so bieten die Räume ein trauriges Bild. In den langen Fluren sind die neuen schönen Fliesen zerstört. Die Lehrküche und die Nähstube im gleichen Zustand.
Allein die Kosten des Diesels für die Trockengeräte war so hoch wie das Budget für ein Haushaltjahr.
Beim Ausladen dann großes Staunen darüber, was alles aus unserem Bus »herausquoll«. Alle fleißigen Helfer und Helferinnen hatten viel Spaß beim Sortieren der Kartons und Päckchen in »Kindergarten« (nach rechts) und »Škola« (nach links).
Beide Leiterinnen nahmen uns herzlich in die Arme. Und welcher Jubel wird erst sein bei der Weihnachtsfeier der Kinder.
Eine Autoladung voll Dankbarkeit und Freude bringen wir wieder mit zurück. Unterwegs am Ortsausgang von Melnik begegnen uns geflügelte Gestalten, Hirten, Könige und Joseph und Maria, die durch den nicht mehr sauberen Schnee stapfen – nun kann Weihnachten werden.
So grüßen wir alle, die sich an dieser Aktion in unterschiedliche Weise beteiligten aus Prag und sprechen ihnen stellvertretend Dank aus.
Aktion Herzauge - Weihnachtspäckchen nach Prag am 17.Dezember
Datum
Autor Siegfried Bretsch