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Rüstzeit in der Schweiz 27.7.-5.8.2001

Datum

Super Panorama!
Super Panorama!

Juli 2001, Sommer, Sonne, Ferien und es war wieder mal an der Zeit, daß Jugendliche aus Königswartha und Umgebung zusammenkamen, um gemeinsam auf eine Rüstzeit zu fahren.
Als Ziel hatten wir uns diesmal die Alpen in der Schweiz vorgenommen. Mit dabei war, wie immer unsrer Pfarrer und außerdem noch Norbert Binder, der Leiter des Gospelchores.

An einem sonnigen Freitag abend wollte man sich nun also auf die Reise machen. Nachdem Gepäck und Nahrungsmittel in den Autos verstaut und den Fahrern letzte Instruktionen erteilt wurden, ging es dann auch schon los. Frohen Mutes fuhren wir also in die dunkle Nacht hinein und hofften das unsere Fahrer einigermaßen wach blieben. Während man sich in einem Auto gegenseitig aus Stephen King – Büchern vorlas, versuchte man im nächsten wachzubleiben indem man sich die Zeit mit langweiligen Buchstabierspielchen vertrieb.
Zwar galt noch vor der Abfahrt die Devise, es sollen wenigstens die Beifahrer wachbleiben, so wußten einige Fahrer nachher etwas anderes zu berichten.
Es mag sich so mancher schweizer Autofahrer über unsere teilweise ulkigen Fahrmannöver gewundert haben, jedoch war es auch nicht gerade einfach eine Kolonne von sechs Autos beieinanderzuhalten. Wie auch immer, nach einigen Tassen Kaffe und ca. 17 Stunden Fahrt erreichte man den Zielort Grächen, in der Nähe von Zermatt, was am Fuße des Matterhorns
liegt. Unser Quartier für die kommende Woche war eine Hütte in 1700 m Höhe, von wo aus man eine wunderbare Aussicht auf die umliegenden Berge und Gletscher hatte.
Diese Hütte und deren Innenaustattung verblüffte uns durch die rustikale Bauweise und versprach ein angenehmes
zu Hause für die nächsten Tage zu sein. Für die Rüstzeit stand hauptsächlich wandern und singen auf dem Plan, jedoch konnte uns an diesem Abend niemand mehr zu Höchstleistungen motivieren, die lange Fahrt hatte uns dann doch reichlich zugesetzt und es ging zeitig ins Bett.

Ausruhen
Ausruhen

Ausgeruht, mehr oder weniger ausgeschlafen (Frühstück gab es 8 Uhr) und ziemlich ausgelassen nahmen wir am folgenden Tag den ersten Gipfel in Angriff.
Bereits nach dem ersten Zwischenstop taten sich große Lücken in unseren Reihen auf und es zeigte sich, wer es besonders eilig hatte und wer lieber gemütlich den Berg hochschlenderte, bzw. einige Mühen daran hatte.
Fortan begannen wir, die unterschiedlich schnellen Gruppen mit Reisegruppe Selbstmord, Not und Elend zu betiteln. In Reisegruppe Elend plagte man sich beispielsweise mit kaputten Hüften, Füßen, ungeborenen Kindern und anderen Querelen herum. Die nächste Pause wurde zur nahrhaften sowie geistigen Stärkung (in Form einer Andacht) genutzt. Dann gaben nochmal alle ihr bestes und wurden am Ende mit einem wahnsinning schönen Ausblick vom 2655 m hohen Gipfel des sogenannten Wannehorns belohnt. Beim Abstieg erspähten wir einige Steinböcke, denen das surren der vielen Fotoapparate anscheinend gar nicht allzu viel ausmachte, einigen konnten wir aus einer Entfernung von ca. 5 m in die
Augen schauen. Sichtlich geschafft kamen wir am späten Nachmittag nach Hause und freuten uns auf die lang ersehnte Dusche. Einige scheiterten jedoch bei dem Versuch duschen zu gehen indem sie sich erst einmal ins Bett fielen ließen und so schnell nicht mehr aufstanden. Am Abend wurden dann nochmal unsere Stimmen gefordert, es wurde ein neues Lied für
den Gospelchor einstudiert. Sichtlich viel Spaß hatten dabei auch einige, die (noch) nicht dem selbigen angehörten.

Ein weiterer Höhepunkt war die Wanderung zum Ried- Gletscher. Nachdem bereits der Weg dorthin eine Menge Kraft gekostet hat, so stand uns nun (am Fuße des Gletschers) noch der anstrengenste Teil, die Besteigung des Gletschers bevor. Während die einen lieber unten blieben und sich mit einer Wanderung zur Gletscherzunge zufrieden gaben, zog es die anderen hinauf zur sogenannten Bordier-Hütte.
Entlang an grünen Wiesen und steinigen Wegen, nahe dem Abgrund, ging es dann über den Gletscher, der glücklicherweise auch noch nach der Mittagszeit begangen werden durfte, ohne dabei die Gefahr einzugehen, die nächste große Lawine auszulösen oder in eine der naheliegenden Gletscherspalten zu purzeln. Schnee und Eis mitten im Hochsommer, eine für uns doch recht ungewöhnliche Mischung. Oben angekommen, genoß man die schöne Ausicht ins Gletschertal und freute sich, den 2886m hohen Berg bezwungen zu haben. Derweil bekam es die Gruppe, die unten blieb,
mit der Angst zu tun, als eine Steinlawine nur wenige Meter neben ihnen zum stehen kam. Doch glücklicherweise erreichten alle heil und unbeschadet, wenn auch mit etwas müden Beinen wieder unser Haus.

Nun war der Tag gekommen, an dem man sich den Höhenweg nach Sas Fee vorgenommen hatte. Und den hatten diesmal alle gemeinschaftlich bewältigt. Acht Stunden Wanderung auf einem kleinen Trampelpfad, zumeist entlang an steilen
Gefällen, hatten wir an diesem Tag gemeistert. Unterwegs rasteten wir an einem nahe gelegenen Bach, hielten eine Andacht und trällerten ein paar Lieder in die weite Alpenwelt hinaus. Als man wieder zu Hause ankam und wie nach den anderen anstrengenden Tagen sich nach der Dusche sehnte, so mußte man um so manches Zimmer einen größeren
Bogen machen, da selbst das stärkste Parfüm längst keine Chance mehr gegen die sich inzwischen angehäuften Sockenberge hatte.
Am Abend dieses Tages, dem 1. August, gingen wir noch hinunter in den Ort Grächen, wo an diesem Tage der Nationalfeiertag der Schweiz zelebriert wurde. Für so manche war es interessant anzusehen, was für ein Nationalbewußtsein die Schweizer haben. Einige hundert Leute hatten sich auf dem Marktplatz versammelt, lauschten und applaudierten der Rede des Bürgermeisters und sangen inbrünstig die Nationalhymne mit.
Noch zuvor zogen alle Vereine und Firmen des Ortes durch den Ort und präsentierten, was für sie typisch war. Als es dunkel wurde, gab es noch Feuerwerk und auf den Gipfeln der Berge wurden Lagerfeuer entzündet.

Den nächsten Tag beschloß man etwas ruhiger anzugehen und fuhr, nachdem man sich am Vormittag bei einer Bibelstunde Gedanken zum Thema Tod machte, zum nächstgelegenen Badesee. Allerdings war das Wasser eiskalt und so reichte es meist nur für eine kurze Erfrischung.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in der Schweiz fuhren wir per Auto auf einen dem Matterhorn naheliegendem Berg und liefen dann hinunter nach Zermatt (was im übrigen nicht mit dem Auto zu erreichen ist). Leider war die Sicht an diesem Tage dermaßen schlecht, daß wir jenen doch so berühmten Gipfel nicht zu Gesicht bekamen. Schade eigentlich, aber letzendlich ist es ja auch nur ein Berg mit Schnee drauf. Zermatt – eine Stadt der Schönen und Reichen könnte man fast sagen. Man war so frei und leistete sich an einem Imbissstand eine Bratwurst für 8 DM. Wir entschieden uns dann, unsere Souveniers lieber woanders zu kaufen, es sei denn man wäre bereit gewesen 200 DM für ein original Schweizer Taschenmesser auszugeben. Wieder zu Hause angekommen, trafen wir bereits erste Maßnahmen zur Vorbereitung der Abfahrt und vergnügten uns später noch in geselliger Runde mit kniffligen oder auch einfach lustigen Spielen, aktionsgeladenen Liedern und anderen Sachen, mit denen wir diesen bunten Abend gestalteten und unsere Rüstzeit somit langsam ausklingen ließen.

Am Tag der Abfahrt hieß es dann früh aufstehen und saubermachen, was das Zeug hält. Der Hausbesitzer wollte, daß alles vor Sauberkeit blitzte und funkelte.
Die schweizer Gründlichkeit erschien uns doch recht seltsam. Zur Mittagszeit machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Heimat, machten jedoch noch einen Zwischenstopp auf dem Forka-Pass um den Rhòne-Gletscher, in den man hineingehen konnte, zu besichtigen. Zu guter letzt läßt sich nur noch hinzufügen, daß es eine wirklich schöne, wenn auch sportlich recht anspruchsvolle Woche war und eine Rüstzeit, an die man sich gerne wieder erinnert.

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